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Geschichte

1836

Die Technische Universität in Darmstadt wurde im Jahr 1836 amtlich als Lehranstalt anerkannt. Zu diesem Zeitpunkt hieß sie noch Höhere Gewerbeschule, später dann Polytechnikum (1869) und bekam 1877 den Namen Technische Hochschule.

Es bestand von Anfang an eine enge Bindung zur Universität Gießen, viele der Gießener Studenten kamen aus dem Darmstädter Raum. Außerdem bestand für Studenten der TU, die in den Staatsdienst eintreten wollten, die Vorschrift, die letzten sechs Semester bis zum Abschluß an der Universität Gießen zu studieren.

In der Tat hat die Universität Gießen einen großen Einfluß auf das couleurstudentische Leben in Darmstadt gehabt. Mitglieder der "Gießener Schwarzen", einer burschenschaftlichen Vereinigung, die zeitweise einen starken Extremismus aufwies, errichteten in Darmstadt Turnplätze nach Jahn´schem Vorbild. Auch der Karzersturm von Gießen im Jahre 1839 wurde in Darmstadt nachgeahmt, als die gesamte Darmstädter Studentenschaft aus Protest gegen die Verhaftung ihrer Kommilitonen 1853/54 mit ihrem Auszug drohte. Ebenfalls von Gießen übernommen wurde die Tradition des Fechtens.  

1838

1838 wurde als erste Darmstädter Verbindung die Franconia gegründet. Im Jahre 1840 wurde erstmals eine Germania erwähnt. Die erste mit unserer heutigen Germania in Verbindung stehende Burschenschaft ist jedoch die am 5. März 1843 gegründete Germania. Sie vertrat schon damals, allerdings noch als Corps getarnt, die liberale, burschenschaftliche Gesinnung. Diese frühe Germania mußte sich aufgrund behördlichen Drucks im Wintersemester 1853/54 bereits wieder auflösen. Die Germania benutzte damals aber schon eine schwarz-rot-goldene Fahne bei festlichen Anlässen, mußte diese Farben in der Öffentlichkeit noch verbergen.
Ein Mitglied der Germania von 1843 namens Reh erhielt später das Ehrenband der Darmstädter Burschenschaft Germania, was die enge Verbindung dieser Germania mit unserem heutigen Bund beweist.

1864 beschloß die Regierung und der Landtag, die Höhere Gewerbeschule wieder auf den Status einer Mittelschule zurückzuführen. Hierdurch erloschen auch die studentischen Verbindungen. Der Landtag nahm jedoch seine Entscheidung wieder zurück, so daß sich 1869 das Polytechnikum etablieren konnte. Ab diesem Zeitpunkt lebte auch das studentische Verbindungsleben wieder auf. Am 18. Oktober 1869 wurde als erstes Corps in Darmstadt das Corps Hassia neu gegründet, welches sein Gründungsjahr auf 1840 zurückdatierte.    

02.11.1869

Am 2. November 1869 gründete sich in den Räumen der Brauerei Grohe die Burschenschaft Germania, wurde aber nicht rückdatiert.
Am deutsch-französischen Krieg 1870/71 nahmen 10 Mitglieder der Germania teil, die alle unverletzt blieben. Nach dem Krieg wurde mit der Reichsgründung ein wesentlicher Teil der Ziele, für die die Burschenschaften eintreten als erreicht angesehen.
Dennoch brachte der Krieg einige Schwierigkeiten für die Germania mit sich, die sich allerdings erst ein paar Jahre später zeigten. Auch durch die Auflösung des Paukverhältnisses mit dem Corps Hassia ergaben sich Nachwuchsprobleme, so daß sich die Germania 1873 erstmals vertagen mußte.
Angehörige dieser vertagten Germania traten teilweise dem frisch gegründeten Corps Rhenania bei, andere beteiligten sich an der heutigen Landsmannschaft Cheruskia. Am 16. Mai 1876 gründeten Mitglieder der Germania eine Burschenschaft Teutonia, die sich aber auch aus Nachwuchsmangel 1878 wieder suspendieren mußte. Ein Mitglied der Teutonia war bei der Gründung einer Stammtischgesellschaft Coronia beteiligt, aus welcher am 12. Juli 1879 eine freischlagende Verbindung hervorging. Aus dieser Verbindung entstand 1881 erneut eine Burschenschaft Germania, die sich bis 1886 noch zweimal vertagen mußte. Seit 1886 besteht die Burschenschaft Germania ununterbrochen. Auch in der Zeit der Nationalsozialisten hat die Germania nicht als Organisation mit burschenschaftlichem Geist aufgehört zu existieren.
Als sich 1899 der Darmstädter Deputierten Convent auflöste, hatte die Germania erneut kein Paukverhältnis am Ort. Aus diesem Grund gründete die Germania eine Tochterburschenschaft mit Namen Arminia, die die Farben in umgekehrter Reihenfolge trug. Nach fünf Semestern wurde die Arminia wieder mit der Germania vereinigt.     

1914

Am ersten Weltkrieg nahmen 103 Mitglieder der Germania teil, 12 Bundesbrüder sind in diesem Krieg gefallen.
Bereits am 5. Dezember 1918 nahm die Germania ihren Bundesbetrieb wieder auf. Wegen ihrer zahlenmäßigen Stärke und ihrer vielen älteren Semester, die oftmals im Rang eines Offizieres aus dem Krieg zurückkehrten, gewann die Germania im Kreis der Studentenschaft einen immer größeren Einfluß. Auf Betreiben Alter Herren der Germania formte sich 1919 in Berlin die Deutsche Burschenschaft, die aus den Verbänden der deutschen und österreichischen Universitäten und der Technischen Hochschule gebildet wurde. Von 1919 bis 1935 gehörte die Germania zu den acht Burschenschaften, die den Hauptausschuß der DB bildeten.     

1933

Ebenfalls aus der Germania stammte der "Führer" der Deutschen Burschenschaft, Dr.-Ing. Otto Schwab, der gebeten wurde, die Interessen der DB gegenüber der 1933 an die Macht gekommene NSDAP zu vertreten. Leider konnte Otto Schwab sein Ziel, den Erhalt der DB innerhalb der "Reichsstudentenführung der NSDAP" nicht durchsetzen. Unter seinem Nachfolger Glauning von der Germania Marburg löste sich die DB 1935 in Eisenach auf.
Nach der Auflösung der DB beschloß die Germania, versuchsweise mit der NSDStB zusammenzuarbeiten. Die Aktivitas suspendierte und zeigte die Auflösung der Hochschule an. Die Altherrenschaft wandelte sich in den Verein alter Darmstädter Germanen um. Die Beratungen mit dem NSDStB ergaben, daß die Aktivitas gemeinsam mit einer damals neu gegründeten Kameradschaft verschmelzen sollte. Die daraus entstandene Kameradschaft Friedrich Friesen war die erste Kameradschaft an der TH. An ihrem Gründungstag, dem 15. Dezember 1937, traten der Kameradschaft siebzig Mitglieder des Vereins alter Darmstädter Germanen als Altherrenschaft bei. Die Aktivitas der Germania übernahm bald nach Gründung der Kameradschaft die Führung, um sie nach dem Vorbild ihrer aufgelösten Burschenschaft weiterzuführen. Diese Führung wurde bis zum Schluß trotz Schwierigkeiten mit der NSDStB nicht aufgegeben.
Mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches ging auch die Auflösung der Kameradschaft einher.     

1947

Am 19. Juni 1947 gründete sich der Studentische Club Wildenburg. Unter den zehn Gründern waren drei Söhne Alter Herren der Burschenschaft Germania, sowie fünf ehemalige Angehörige der Kameradschaft Friedrich Friesen. Der SC Wildenburg verzichtete gemäß der Hochschulbestimmungen auf das Führen von Waffen und lehnte es ebenfalls ab, in der Öffentlichkeit Farben zu tragen.
Viele der Mitglieder des SC Wildenburg hatten gute Beziehungen zum Verein der alten Darmstädter Germanen. Aus diesem Grund wurde bereits 1948 das Stiftungsfest der Germania und des SC Wildenburg gemeinsam gefeiert.
Im Jahr 1949 kam es zur Bildung der "Marburger Arbeitsgemeinschaft", zu der auch der SC Wildenburg gehörte. Diese Arbeitsgemeinschaft aus 38 studentischen Verbindungen bekannte sich zur Urburschenschaft und verfolgten das Ziel, die DB wiederzugründen. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft beschloß einstimmig, die Tradition des Fechtens als nicht mehr zeitgemäß einzustufen und abzulehnen.
Bereits 1950 kam es zur Neugründung der DB und in Darmstadt zum Zusammenschluß des SC Wildenburg und dem Verein der alten Darmstädter Germanen zur Burschenschaft Germania am 19./ 20. Juni. Die Germania trat der DB bei, weil sie auf das Pflichtschlagen verzichtete.     

1954

Auf dem Burschentag 1954 in Regensburg änderte die DB ihre Grundsätze und beschloß die Einführung der Bestimmungsmensur. Hierdurch ergaben sich für die Germania ernste Konflikte. Die Mehrheit der Alten Herren sprach sich dafür aus, die Bestimmungsmensur zu übernehmen, um in der DB verbleiben zu können. die Aktivitas hielt jedoch an ihren Grundsätzen fest. Am 16. April 1955 trat der Teil der Altherrenschaft aus der Burschenschaft Germania aus, der für den Verbleib der Germania in der DB war. Auf dem darauffolgenden Burschentag in Landau 1955 trat unsere Burschenschaft aus der DB aus, gleichzeitig wurde eine von den ausgetretenen Alten Herren geführte neue Verbindung Germania als probende Burschenschaft in die DB aufgenommen.
Am 22. April 1959 wurde zumindest rechtlich durch einen Vergleich der Streit der beiden Gemaniae beigelegt. Es wurde grundsätzliche Gleichberechtigung, das Tragen der gleichen Farben und des gleichen Namens mit den jeweiligen Zusätzen "an der TH" und "in der DB" vereinbart.
Heute existieren die beiden Verbindungen unter den Namen Darmstädter Burschenschaft Germania und Alte Darmstädter Burschenschaft Germania.